Zur Jahreswende 1980/81 kam es angesichts der sich vertiefenden Wirtschaftskrise zu einer Belebung oppositioneller Aktivitäten. Dazu beigetragen hatte zweifellos die polnische Solidarność, die zu einer viele Millionen Menschen umfassenden oppositionellen Massenbewegung geworden war. So fuhren László Rajk und Gábor Demszky mehrmals nach Warschau, um sich dort in Fragen der Untergrundliteratur zu schulen. Im Februar 1981 eröffnete Rajk in seiner eigenen Wohnung einen „Bücher-Boutique“ genannten Hausverkauf für Samisdat-Literatur. Hier konnte man nicht nur Untergrundliteratur erhalten, Rajks Wohnung wurde auch zu einem Treffpunkt der Opposition. So entstand die Idee der Herausgabe einer eigenen Zeitschrift. Das erste Vervielfältigungsgerät wurde auf Bitten von János Kis von sozialistischen französischen Gewerkschaftlern nach Ungarn geschmuggelt, um dessen Bedienung sich István Orosz, ein jüngerer Bürgerrechtler, und dessen Frau kümmerten. Sie kauften 40 Kilometer von Budapest entfernt ein Haus auf dem Lande, wo sie ihren Lebensunterhalt mit körperlicher Arbeit und mit Übersetzungen verdienten. Ihre eigentliche Beschäftigung war jedoch der Druck der Zeitschrift. Dank der strengen Einhaltung konspirativer Regeln konnte die Druckerei von 1981 bis 1985 unbehelligt arbeiten. Die Drucker blieben anonym, die Namen der Herausgeber waren jedoch mitsamt den Telefonnummern und Anschriften im Impressum verzeichnet. Im Zuge der Entwicklung der Konzeption der Zeitschrift entstand auch deren Name: „Beszélő“, auf Deutsch „Besuchszeit“ (wörtlich „Sprecher“), das heißt: die Zeit, in der ein Häftling im Gefängnis Besuch von seiner Familie erhalten darf.
Zeitgleich mit „Beszélő“ erschienen in Budapest noch zwei weitere Untergrundschriften, diese kamen jedoch über jeweils eine Nummer nicht hinaus, da deren Autoren nicht in der Lage waren, eine mit „Beszélő“ vergleichbare Verlags- und Vertriebsstruktur aufzubauen.
Im Winter 1982, schon bald nachdem „Beszélő“ aus der Taufe gehoben worden war, gründeten Gábor Demszky und Jenő Nagy den Untergrundverlag AB. Als Erstes wurde eine Dokumentensammlung über die Ereignisse in Polen herausgebracht: „Dokumente zu Unterdrückung und Widerstand“ (Az elnyomás és ellenállás dokumentumai). Der zweite Titel war ein Gedichtband von György Petri: „Ewig blauer Montag“ (Örökhétfő).
In den Folgejahren entstanden zunehmend zivilgesellschaftliche Organisationen, insbesondere Umweltschutzgruppen, aber auch Intellektuellen-Gruppierungen, die dem Dissidentenmilieu zugerechnet werden können. Genannt sei hier insbesondere die recht eng mit der Opposition kooperierende „Donaubewegung“, die dann später zur Zeit der Systemtransformation zu einer der wichtigsten gesellschaftlichen Kräfte wurde. Die Initiatoren der Donaubewegung um János Vajda protestierten gegen den Bau der Donaustaustufe Bős-Nagymaros an der Grenze zur Slowakei.
Auch die ungarische Minderheit in den Nachbarländern wurde aktiver. So entstand zeitgleich mit „Beszélő“ die Zeitschrift „Ellenpontok“ (Kontrapunkte) der ungarischen Intellektuellen in Siebenbürgen (Rumänien), allerdings unter ungleich schwierigeren Bedingungen. Im Oktober 1982 sandten die Herausgeber der Schrift ein Memorandum an die Teilnehmer des Madrider KSZE-Folgetreffens, in dem sie die Einhaltung der Schlussakte von Helsinki verlangten. Gefordert wurde des Weiteren eine unabhängige Interessenvertretung für die ungarische Minderheit in Siebenbürgen. Die Mitarbeiter der Zeitschrift wurden von der rumänischen Geheimpolizei Securitate festgenommen und zur Ausreise nach Ungarn gezwungen.
Der Sprecher der ungarischen Minderheit in der Tschechoslowakei, Miklós Duray, nahm – unter maßgeblicher Vermittlung von György Bence – 1977 Kontakt zur ungarischen Opposition auf. Ab 1978 gab er anonym Dokumente des „Komitees zur Verteidigung der Rechte der ungarischen Minderheit in der Tschechoslowakei“ heraus, prangerte die Diskriminierung der ungarischen Minderheit an, insbesondere was den nur begrenzten Zugang zum Muttersprachunterricht anbelangte. Erstmals verhaftet wurde Miklós Duray im Januar 1983, dann erneut im Mai 1984. Seine Festnahmen hatten internationale Proteste zur Folge, in Budapest initiierte György Bence die Gründung des sogenannten Duray-Komitees.
Im November 1983 brachte Gábor Demszky eine weitere illegale Zeitschrift heraus: „Hírmondó“ (Nachrichtensprecher). György Krassó gründete den Verlag „Magyar Október“ (Ungarischer Oktober), in dem Dokumente und Aufsätze zur Ungarischen Revolution von 1956 veröffentlicht wurden.
Durch eine Änderung im Wahlrecht war es ab 1983 möglich, dass in einem Wahlkreis mindestens zwei Kandidaten um Wählerstimmen konkurrieren konnten, die jedoch die von der Partei gelenkte Patriotische Volksfront auf die Listen zu setzen hatte. Allerdings durften auch die Mitglieder der Wahlversammlungen Kandidaten vorschlagen. Durch diese Bestimmung war es Anhängern der Opposition erstmals möglich, bekannte Oppositionelle als Kandidaten für die Parlamentswahl vorzuschlagen. Darunter waren László Rajk, Gáspár Miklós Tamás, der radikale Umweltaktivist Ferenc Langmár und der Ökonom Tamás Bauer, der der Opposition nahestand. Obwohl nicht in allen Wahlkreisen die Aufstellung oppositioneller Kandidaten zugelassen wurde, unterschied sich das 1985 gewählte Parlament wesentlich von dem, das von der Parteiführung vorgesehen worden war. Es wurde zu einem Forum, dessen politische Aktivitäten halfen, die Systemtransformation vorzubereiten.
Die oppositionellen Kräfte erstarkten zunehmend. Im Sommer 1985 gab es auf einem unweit von Budapest gelegenen Campingplatz in Monor eine Begegnung zwischen Vertretern der liberalen Opposition mit Vertretern des eher national-bäuerlich orientierten Flügels. Die Teilnehmer des Treffens kamen jedoch zu keiner Einigung (Treffen in Monor). Es kursierten etliche Untergrundzeitschriften, unter anderen „Demokrata“ (Demokrat) und die radikale Schrift „Égtájak között“ (Zwischen den Richtungen) der jüngsten Generation von Oppositionellen wie Jenő Nagy und György Gadó. Nach langem Hin und Her erklärten sich die Machthaber einverstanden mit der Registrierung der Gábor-Bethlen-Stiftung, für deren Entstehung sich national-bäuerliche Kreise eingesetzt hatten, um außerhalb Ungarns lebende Ungarn zu unterstützen.
Im Frühjahr 1987 wurde klar, dass die von Gorbatschow propagierten Losungen von Perestroika und Glasnost nicht nur leere rhetorische Worthülsen waren. Im als liberal geltenden Ungarn konnte man schon gar nicht an einer politischen Linie festhalten, die konservativer als die sowjetische war. 1987 erhielten dann auch Persönlichkeiten wie Károly Grósz und János Berecz, die seit Jahren als innerparteiliche Gegner Kádárs bekannt waren, führende Positionen in der Partei.
Das allgemeine Warten auf den Wandel zwang die Oppositionsgruppen zur Formulierung eines politischen Programms. Das einzige weithin akzeptierte Programm entstand im Frühjahr 1987 im Umfeld der Zeitschrift „Beszélő“ und erschien gedruckt als Sonderheft im Juni 1987 unter dem Titel Gesellschaftsvertrag (Társadalmi Szerződés). Der letzte Satz der Einleitung zu dieser Publikation lautete: „Kádár muss abtreten.“
Das von János Kis erarbeitete Programm ging davon aus, dass Ungarn Teil des sowjetischen Systems sei und sich daraus selbst nicht befreien könne. Die Wirtschaft befinde sich in einer Krise, die Gefahr eines sowjetischen Eingreifens werde jedoch immer geringer. In dieser Situation müsse die gesellschaftliche Unzufriedenheit in politische Forderungen mit dem Ziel von Kompromissen münden: die Allmacht der Partei konstitutionell zu beschränken und die Volkssouveränität in Fragen, die nicht unmittelbar die weltweiten Interessen der Sowjetunion berührten, wiederherzustellen. Eine Marktwirtschaft sollte eingeführt werden; anstelle von Kapitalkonzentration wurde jedoch vorgeschlagen, die Kontrolle über das Vermögen der Betriebe den Angestellten zu übergeben.tr
Die national-bäuerlich geprägte Opposition kam am 27. September 1987 im Hause des Dichters Sándor Lezsák in Lakitelek zusammen (Treffen in Lakitelek), wo das Ungarische Demokratische Forum (Magyar Demokrata Fórum; MDF) gegründet wurde. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten der Historiker Lajos Für, István Bakos, der Schriftsteller Gyula Fekete, Sándor Csoóri und István Csurka. Vorsitzender wurde Zoltán Bíró. Diese Bewegung, die sich weder als eine der regierenden Partei nahestehende Gruppierung noch als Oppositionsgruppe verstand, bekam schon bald beträchtlichen Zulauf von Lehrern und Mitarbeitern des Bildungssektors, von Ärzten und auch von vielen Mitgliedern der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei. Das Forum veranstaltete in Budapest (im Theater Jurta, dem ersten privaten Theater) regelmäßig Diskussionsrunden.