Fortsetzung der Sitzung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, die am 19. Januar 1967 begonnen hatte. Beschlossen wird, die Ämter von Staatspräsident und Erstem Sekretär der Partei zu trennen. Zum Ersten Sekretär wird Alexander Dubček gewählt. Auf diesem sogenannten Januarplenum werden die Weichen für die sich anschließende Reformphase gestellt, die den Prager Frühling einleitet. Es handelt sich um den Versuch, einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ zu schaffen.

Unter dem Titel „Entwicklung eines politischen Systems für eine sozialistische Gesellschaft“ findet eine interdisziplinäre Forscherkonferenz statt, an der sowohl tschechische als auch slowakische Experten teilnehmen. Die slowakischen Wissenschaftler mit dem Ökonomen Hvězdoň Kočtúch an der Spitze fordern die Einführung eines föderalen Staatssystems. Die tschechischen Kollegen stimmen dieser Forderung mehrheitlich zu.

Unter öffentlichem Druck tritt Michal Chudík, der Präsident des Slowakischen Nationalrates und Anhänger von Antonín Novotný, von seinem Amt zurück. Auf Drängen von politischen Vertretern aus der Slowakei übernimmt die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei die Idee des Föderalismus in ihr Programm. Der slowakische Landesteil erneuert im Frühling die Landesverfassung mit dem Ziel, das slowakische Nationalbewusstsein zu stärken.

Gründung des Klubs-231, der zum Treffpunkt für ehemalige politische Häftlinge wird, die auf Grundlage des Gesetzes zum Schutz der Republik verurteilt worden waren. Andere Zentren der sich zaghaft entwickelnden Zivilgesellschaft werden der Klub Engagierter Parteiloser, die Gruppe „Werk der Konzilserneuerung“, der Kreis unabhängiger Schriftsteller und das Organisationskomitee der Sozialdemokratischen Partei. Der offizielle Tschechoslowakische Jugendverband wird aufgelöst, der Demokratische Studentenverband für die Höheren Schulen gegründet und innerhalb des Tschechoslowakischen Schriftstellerverbands entsteht ein Kreis unabhängiger Schriftsteller. In der Slowakei gründet sich die „Gesellschaft zur Verteidigung der Menschenrechte“ (Spoločnosť pre ochranu ľudských práv).

Die Tageszeitung „Rudé právo“ (Rotes Recht) druckt das Reformprogramm der Partei mit dem Namen „Aktionsprogram der KSČ“ (Akční program KSČ).

Die Nationalversammlung löst die seit Ende Februar faktisch beendete Tätigkeit der tschechoslowakischen Zensurbehörde, die Hauptverwaltung zur Aufsicht über die Presse, auf.

Die Wochenzeitschrift „Literární listy“ (Literaturblätter) sowie drei landesweite Tageszeitungen publizieren das von Ludvík Vaculík verfasste „Manifest der 2.000 Worte“. Zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und viele einfache Bürger unterschreiben diesen Aufruf. Die Parteiführung kritisiert den Text, der die tschechoslowakische Gesellschaft aufruft, eine breit aufgestellte gesellschaftliche Bürgerbewegung für Demokratie zu schaffen.

Militärischer Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei. Die tschechoslowakische Gesellschaft reagiert mit wochenlangen Massenprotesten auf die Invasion. Dennoch führt diese Militärintervention zur Rückkehr der Polizei- und Bürokratiediktatur, die als „Normalisierung“ bezeichnet wird. Die führenden Vertreter von Staat und Partei werden am folgenden Tag nach Moskau geflogen, wo sie mit der sowjetischen Parteiführung über die Anerkennung der Besatzung der Tschechoslowakei durch die Warschauer-Pakt-Truppen verhandeln.


Bratislava während des Einmarsches von Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei 1968: Auf den Plakaten im Schaufenster steht auf Russisch: „Sowjetische Soldaten, man hat euch betrogen!“ und „(Eure) Technik ist groß – Kultur habt ihr nicht“. Die Aufnahme wurde von den sowjetischen Besatzungstruppen gemacht.


Bratislava während des Einmarsches von Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei 1968. Die Aufnahme wurde von den Besatzungstruppen gemacht und 1981 vom KGB an die tschechoslowakische Staatssicherheit übergeben.

Ein außerordentlicher Parteitag der Kommunistischen Partei verurteilt den Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei und erklärt den Willen, die demokratischen Reformen fortzusetzen.


Bratislava während des Einmarsches von Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei 1968: Links steht auf Slowakisch: „Dubček, wir sind bei dir! Deine Jugend“, rechts auf Russisch: „Iwan, geh nach Hause!“ und „Wir haben euch nicht gerufen“. (Aufnahme der sowjetischen Besatzungstruppen)


Protest-Plakat in Bratislava gegen den Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei 1968 (Aufnahme der sowjetischen Besatzungstruppen)

Mit Ausnahme František Kriegels unterschreiben alle führenden Vertreter der Tschechoslowakei den Moskauer Vertrag, der die Stationierung fremden Militärs auf tschechoslowakischen Boden nachträglich legalisiert. Dieser Vertrag verpflichtet die tschechoslowakischen Politiker zudem zu weiteren Maßnahmen: Die meisten unabhängigen Zeitungen werden eingestellt („Reportér“, „Politika“ und in der Slowakei „Kultúrny život“, unabhängige Organisationen aufgelöst und eine Zensurbehörde für Presse und Information, ehemals die Hauptverwaltung zur Aufsicht über die Presse, neu gegründet, was faktisch die Wiedereinführung staatlicher Kontrolle über die Medien bedeutet. Anhänger des Reformprozesses werden von ihren Ämtern in Partei, Regierung, Radio und Fernsehen abberufen.

In Bratislava findet der außerordentliche Parteitag der Kommunistischen Partei der Slowakei statt. Der Erste Sekretär Gustáv Husák bedient sich während seiner Rede nationaler Stimmungen, um die Beschlüsse des außerordentlichen Parteitags der Tschechoslowakischen KP vom 22. August zu widerrufen.

Verabschiedung einer neuen Verfassung mit verstärkten föderativen Elementen.

Als Reaktion auf die Sitzung der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, auf der die Parteiführung den Kurs der „Normalisierung“ bestätigt, bricht ein dreitägiger studentischer Streik an den Hochschulen aus.