Russland

Im Samisdat erscheint der „Ukrajins‘kyj visnyk“ – ein Informationsbulletin der ukrainischen national-kulturellen Bewegung. Bis 1975 erscheinen insgesamt neun Ausgaben mit Informationen über Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine. Es werden auch im Samisdat kursierende publizistische Beiträge, Dokumente und literarische Werke abgedruckt. Zu den Redakteuren gehören unter anderen Wjatscheslaw Tschornowil und Stepan Chmara.

In Leningrad unternimmt eine Gruppe von Otkazniki (hauptsächlich Juden, deren Ausreisewunsch nach Israel abgelehnt wurde) den fehlgeschlagenen Versuch, ein Passagierflugzeug in ihre Gewalt zu bringen.

In Moskau gründen Waleri Tschalidse, Andrei Sacharow und Andrei Twerdochlebow das unabhängige Komitee für Menschenrechte in der UdSSR; später stoßen außerdem Igor Schafarewitsch und Grigori Podjapolski hinzu. Das Komitee erklärt, es sei zur Zusammenarbeit mit der Staatsmacht bereit. Es analysiert die sowjetische Gesetzgebung im Hinblick auf ihre Übereinstimmung mit internationalen Menschenrechtsvereinbarungen und veröffentlicht Expertengutachten.

Im Leningrader Flugzeug-Prozess gegen die Akteure der missglückten Kaperung einer Passagiermaschine (siehe 15. Juni 1970) werden Eduard Kusnezow und Mark Dymschiz zum Tode verurteilt. Nach internationalen Protesten werden diese Todesurteile in 15 Jahre Lagerhaft umgewandelt. Um einen Prestigeverlust zu vermeiden, lockert die Staatsführung daraufhin die faktisch seit 20 Jahren geltenden Vorschriften, nach denen das Verlassen des Landes untersagt war. Es kommt zu einer Konsolidierung der jüdischen Bewegung der Otkazniki. Herausgegeben wird zum Beispiel das Informationsbulletin „Ischod“ (Exodus), später erscheint der „Vestnik Ischoda“.