Im KSS „KOR“ konstituiert sich der Helsinki-Ausschuss, dem Ludwik Cohn, Edward Lipiński, Zbigniew Romaszewski und Aniela Steinsbergowa angehören. Ziel des Ausschusses ist es, zu prüfen, ob die Vereinbarungen der KSZE-Schlussakte von Helsinki in Polen eingehalten werden. Das erste Dokument des Helsinki-Ausschusses („Bericht über die Einhaltung der Menschen- und Bürgerrechte in der Volksrepublik Polen“) wird im August 1980 der KSZE-Nachfolgekonferenz in Madrid vorgelegt.

Die Opposition ruft zum Boykott der Parlamentswahlen auf. In Warschau werden 200.000 Flugblätter verteilt, wichtige oppositionelle Organisationen (darunter KSS „KOR“) geben Protesterklärungen ab.

Edward Zadrożynski, oppositioneller Arbeiterführer aus Grudziądz, wird zu drei Jahren Haft verurteilt. Nach den Ereignissen vom Juni 1976 hatte er Proteste (Petitionen, Hilfe für die Opfer der Repressionen) organisiert und eine eigene Arbeitergruppe formiert, die Kontakt zu KOR aufgenommen hatte. Als er im Oktober 1978 verhaftet wird, protestieren KSS „KOR“ und die Einwohner von Grudziądz.

Hungerstreik in der St.-Christophorus-Kirche in Podkowa Leśna. In der in Masowien gelegenen Gemeinde von Pfarrer Leon Kantorski wird so ein Zeichen der Solidarität mit den im Gefängnis in den Hungerstreik getretenen Mirosław Chojecki und Dariusz Kobzdej sowie mit anderen politischen Gefangenen gesetzt. Beteiligt sind Seweryn Blumsztajn, Jarosław Broda, Wiesław Piotr Kęcik, Sergiusz Kowalski sowie die ROPCiO-Aktivisten Jerzy Brykczyński, Marian Gołębiewski und Kazimierz Świtoń. Später schließen sich noch mehr Personen dem Hungerstreik an, darunter Tomasz Burek, Janusz Przewłocki, Bronisław Wildstein, Róża Woźniakowska und der Ungar Tibor Pákh.

Die Mitglieder der Gesellschaft für Wissenschaftliche Kurse schreiben einen „Offenen Brief an die Lehrer und Erzieher“ (List otwarty do nauczycieli i wychowawców), in dem sie auf die Deformationen im polnischen Bildungswesen eingehen: „Denn die Bildungspolitik macht aus der Schule ein Instrument nicht nur der Indoktrination, sondern vor allem der Erziehung zur Unterwürfigkeit. […] Vom Kindergarten bis hin zur Hochschule sollen das selbstständige Denken und autonome Überzeugungen geschwächt, und der bestehende Status quo als der einzig richtige und mögliche anerkannt werden.“

Nachdem die Regierung die Lebensmittelpreise erhöht hat, streiken landesweit etwa 150 Betriebe. Am 8. Juli beginnt ein Streik im Hubschrauberwerk Świdnik, der sich binnen Kurzem auf die gesamte Region um Lublin ausbreitet. Der Staat muss die Forderungen der Arbeiter akzeptieren, darunter auch Lohnerhöhungen und Neuwahlen zu den Betriebsräten. Der Streik in Lublin ist am 19. Juli beendet. Die Ereignisse ermutigen die Belegschaften in anderen Landesteilen (Niederschlesien, die Küstenregion um Danzig, Warschau) zu ähnlichen Protesten.

Beginn eines Streiks in der Danziger Lenin-Werft. Das von Lech Wałęsa angeführte Streikkomitee fordert zunächst die Wiedereinstellung von Anna Walentynowicz sowie Lohnerhöhungen. In anderen Betrieben beginnen Solidaritätsstreiks.

 
Streik in der Danziger Lenin-Werft: Ansprache von Lech Wałęsa im August 1980

Vertreter der bestreikten Betriebe gründen in der Danziger Lenin-Werft ein Überbetriebliches Streikkomitee (Międzyzakładowy Komitet Strajkowy) mit Lech Wałęsa an der Spitze. Es werden 21 Forderungen formuliert, darunter das Recht zur Gründung freier Gewerkschaften sowie die Freilassung der politischen Gefangenen. Am 23. August tritt eine Abordnung der Regierung in Verhandlungen mit dem Streikkomitee ein. Am 19. August wird auch in Stettin ein Überbetriebliches Streikkomitee gebildet, dessen Vorsitz Marian Jurczyk übernimmt.

Das Danziger Überbetriebliche Streikkomitee beruft einen Expertenausschuss, dem Bohdan Cywiński, Bronisław Geremek, Tadeusz Kowalik, Waldemar Kuczyński, Tadeusz Mazowiecki (Vorsitzender), Jadwiga Staniszkis und Andrzej Wielowieyski angehören.

Streiks erfassen das gesamte Land. Nun treten auch Betriebe in Niederschlesien, Posen, Krakau, Łódź und am 29. August auch in Oberschlesien in den Ausstand.

Danziger Vereinbarung: Das Danziger Überbetriebliche Streikkomitee und die Regierungskommission unterzeichnen ein Abkommen. Der Streik ist damit beendet. Die Staatsführung verpflichtet sich in der Vereinbarung zur Umsetzung aller Forderungen der Streikenden. Eine ähnliche Übereinkunft wird einen Tag zuvor in Stettin und am 3. September im oberschlesischen Jastrzębie-Zdrój unterzeichnet.

In Danzig beschließen die Delegationen der Überbetrieblichen Streikkomitees der neu entstandenen Gewerkschaften die Gründung einer landesweiten Gewerkschaft: der Unabhängigen Selbstverwalteten Gewerkschaft Solidarność (Niezależny Samorządny Związek Zawodowy – NSZZ „Solidarność“). Diese gibt sich eine vorläufige Führung, die sogenanntn Verständigungskommission (Komisja Porozumiewawcza), die kurz darauf in Landesverständigungskommission (Krajowa Komisja Porozumiewawcza) umbenannt wird. Den Vorsitz übernimmt Lech Wałęsa.

Polens Oberster Gerichtshof beschließt die Registrierung der Solidarność und ihres Statuts in der von der Landesverständigungskommission beschlossenen Form. Ursprünglich hatte das Woiwodschaftsgericht Warschau die Registrierung mit der Streichung des Streikrechts aus dem Statut verknüpft.

Die Landesverständigungskommission beruft ein „Komitee zur Verteidigung Politischer Gefangener“ (Komitet Obrony Więzionych za Przekonania), dessen Vorsitz Aleksander Hall übernimmt. Komiteemitglieder sind unabhängige Intellektuelle und Persönlichkeiten aus dem kulturellen Bereich, darunter Władysław Bartoszewski, Marian Brandys, Kazimierz Dejmek, Tadeusz Konwicki, Halina Mikołajska, Jan Olszewski, Władysław Siła-Nowicki, Aniela Steinsbergowa, Klemens Szaniawski, Jacek Taylor, Andrzej Wajda. Schon bald gibt es im gesamten Land regionale Ableger des Komitees.

Sitzstreik: Landwirte besetzen das Gebäude der Stadt- und Gemeindeverwaltung von Ustrzyki Dolne im Karpatenvorland. Ihre Forderung ist die Registrierung der „Bauern-Solidarność“ (NSZZ Rolników „Solidarność Wiejska“). 1981 bricht ein ähnlicher Streik in Rzeszów aus.