Am 13. Dezember wandte sich Frasyniuk in einem offenen Brief an die Mitglieder und Sympathisanten der Solidarność: „Die derzeitige Lage wird sich nicht durch einmalige heldenhafte Taten unserer Nation ändern. Wenn wir dauerhafte politisch-gesellschaftliche Veränderungen anstreben, wenn wir eine wirklich selbstverwaltete und unabhängige Gesellschaft aufbauen wollen, müssen wir uns klar darüber sein, dass uns noch Jahre hartnäckiger Arbeit erwarten. Unsere Hoffnung muss auf uns selbst ruhen, wir selbst müssen uns schon heute als Subjekte verstehen. […] Unser übergeordnetes Ziel ist die Wiedererstehung der Gewerkschaft, die Rückkehr zu einem funktionierenden gewerkschaftlichen Pluralismus in Polen. Ich rufe dazu auf, die offene Gewerkschaftsarbeit im Rahmen legaler Institutionen aufzunehmen, in Arbeiterselbstverwaltungen und Genossenschaften, sowie dazu, Weiterbildung zu organisieren und um ein demokratisches Wahlrecht zu kämpfen.“ („Tygodnik Mazowsze“ vom 10. Januar 1985).

Am 13. Februar 1985 wurde Frasyniuk erneut verhaftet, dieses Mal gemeinsam mit Bogdan Lis und Adam Michnik während eines Treffens von Solidarność-Aktivisten mit Lech Wałęsa in Danzig. Er wurde, wie die anderen auch, angeklagt, in der Führung des Provisorischen Koordinierungsausschusses tätig zu sein, sowie für sogenannte „Aktivitäten mit dem Ziel, öffentliche Unruhe zu stiften“. Am 14. Juni 1985 verurteilte man Frasyniuk zu dreieinhalb Jahren Gefängnis, die er zunächst wieder in Łęczyca und anschließend in Lubsko in der Woiwodschaft Zielona Góra absaß. Dort waren die Haftbedingungen besonders schlecht, er wurde schikaniert und durch die Gefängnisleitung unausgesetzt bestraft. Besuche von der Familie oder dem Rechtsanwalt wurden ihm verweigert; im März 1986 schlug ihn einer der Wärter zusammen.

Als das höchste polnische Gericht das Urteil im Februar 1986 bestätigte, nahmen die Vertreter aller Gruppen des Breslauer Untergrunds den Kampf um die Freilassung Frasyniuks auf. Ab Mitte Mai fanden Aktionen zu seiner Verteidigung statt: Es gab Flugblätter, Transparente und Graffitis an Hauswänden und Straßenbahnen, Radiosendungen des Unabhängigen Studentenverbandes und der Kämpfenden Solidarność (Solidarność Walcząca; SW) sowie einen Boykott der öffentlichen Verkehrsmittel. Die Zeitschrift des Regionalen Streikkomitees „Z dnia na dzień“ (Von Tag zu Tag) veröffentlichte Namen von Menschen, die bereit waren, einen Teil von Frasyniuks Strafe zu verbüßen. Zahlreiche Personen, die Anfang Juli in der Stadt mit Transparenten „Władysław Frasyniuk freilassen!“ unterwegs waren, wurden von der Miliz festgesetzt und von Schnellgerichten verurteilt.

Frasyniuk kam im September 1986 aufgrund einer Amnestie auf freien Fuß. Kurz darauf trat er dem offen, nicht im Untergrund arbeitenden Provisorischen Rat der Solidarność bei, der von Lech Wałęsa am 29. September 1986 einberufen worden war. Er nutzte dabei nicht nur die Möglichkeiten der offenen Arbeit (beispielsweise Erweiterung der Tätigkeitsfelder um ökologische Fragen), sondern trat gleichzeitig für die Stärkung konspirativer Strukturen der Solidarność ein. Frasyniuk traf sich zwar mit niederschlesischen Solidarność-Betriebskommissionen, schuf aber keine neuen Organisationseinheiten, obwohl sich das Regionale Streikkomitee für den Ausbau der Untergrundarbeit ausgesprochen hatte, um der offenen Konfrontation mit dem Regime aus dem Weg zu gehen. Erst am 3. Dezember 1987 rief Frasyniuk in Breslau die offen agierende Regionale Exekutivkommission der Solidarność Niederschlesien ins Leben und stand fortan an ihrer Spitze. Gleichzeitig gehörte er dem Landesexekutivausschuss (Krajowa Komisja Wykonawcza; KKW) der Solidarność an, der am 25. August 1987 anstelle des Provisorischen Koordinierungsausschusses und des Provisorischen Rates gebildet worden war. Im April 1989 zog er in das Präsidium des Landesexekutivausschusses ein.

Zusammen mit zahlreichen weiteren Persönlichkeiten, die sich auf Einladung Lech Wałęsas am Vortag der Polenreise von Papst Johannes Paul II. trafen, unterschrieb Frasyniuk die Erklärung vom 31. Mai 1987, in der die grundsätzlichen Ziele der Opposition umrissen wurden. Im September 1988 nahm er an vertraulichen Gesprächen mit der Regierung in Magdalenka bei Warschau teil, im Dezember 1988 wurde er Mitglied des Bürgerkomitees beim Vorsitzenden der Solidarność (Komitet Obywatelski przy Przewodniczącym NSZZ „Solidarność“). 1989 gehörte Frasyniuk zur zentralen Verhandlungsgruppe der Opposition am Runden Tisch (6. Februar bis 5. April), der ebenfalls in Magdalenka tagte. Frasyniuk nahm sowohl an den Plenarberatungen als auch an vertraulichen Gesprächen teil und gehörte darüber hinaus der Arbeitsgruppe für gewerkschaftlichen Pluralismus an.

Nach dem Ende des Kommunismus in Polen war Frasyniuk 1990–91 Mitglied des Präsidiums der Landeskommission der Solidarność und 1990–93 Stadtverordneter von Breslau. Ab 1990 war er einer der Anführer der neu gegründeten Bürgerbewegung Demokratische Aktion (Ruch Obywatelski Akcja Demokratyczna; ROAD), 1991 wurde er Vorsitzender des Zentralrates dieser Organisation. Als ROAD der Demokratischen Union (Unia Wolności; UW) beitrat, wurde Frasyniuk einer von deren Vizevorsitzenden (1991–94). 1994/95 war er Mitglied des Präsidiums des Landesrates der Freiheitsunion und ab 2001 ihr Vorsitzender. 2005 war er Mitgründer und bis 2006 Vorsitzender der neu aus der Freiheitsunion hervorgegangenen Demokratischen Partei (Partia Demokratyczna; PD), aus der er 2009 austrat.

In den Jahren 1991–2001 saß Frasyniuk als Abgeordneter im Sejm und ist seit 1993 Miteigentümer der Transportfirma FF „Fracht“.

Ein Interview mit Władysław Frasyniuk gibt es im Online-Dossier „40 Jahre Solidarność“.

Małgorzata Strasz
Aus dem Polnischen von Wolfgang Templin
Letzte Aktualisierung: 10/15