Nach seiner Haftentlassung konnte er weder an der Warschauer Universität noch an der Polnischen Akademie der Wissenschaften arbeiten. 1971–74 war er Redaktionssekretär der Vierteljahresschrift „The Polish Sociological Bulletin“ der Polnischen Soziologischen Gesellschaft. Später wirkte er an Forschungsarbeiten für das Institut für Soziologie der Universität Warschau und für die Polnische Soziologische Gesellschaft mit.

Karpiński beteiligte sich an der Erstellung des Bandes „Das Gericht hat verkündet ...“ (Sąd orzekł…), das im Literarischen Institut Paris 1972 veröffentlicht wurde. Er nahm an Diskussionsveranstaltungen teil, unter anderem bei Alexander Małachowski, wo seit Frühjahr 1973 historische Vorlesungen stattfanden, sowie bei Jan Józef Lipski.

Zusammen mit Jacek Kuroń und Jan Olszewski verfasste er einen Brief an den Sejm, in dem sie gegen geplante Verfassungsänderungen protestierten und die Ziele der Opposition darlegten. Das Dokument wurde als „Brief der 59“ vom Dezember 1975 bekannt. Die Verfasser und Mitunterzeichner forderten freie und demokratische Wahlen zum Sejm, das Recht auf Gewissens- und Religionsfreiheit, die Garantie des Streikrechts und unabhängiger Gewerkschaften, die Freiheit der Wissenschaft und die Aufhebung der Zensur. Im Juni 1976 unterschrieb Karpiński zudem eine Erklärung von 14 Intellektuellen, die sich mit den protestierenden Arbeitern solidarisierten.

Karpiński war der Auffassung, dass zu den Bedingungen für wirksame Aktivitäten gegen die Diktatur gehörte, über ausführliche Kenntnisse zur politischen Wirklichkeit und den Charakter des volksdemokratischen Systems zu verfügen. Seine Analysen der kommunistischen Propaganda („Ansprache an das Volk“/Mowa do ludu, 1984) und die soziologische Beschreibung des kommunistischen Systems und seiner Veränderungen („Evolution oder Revolution“/Ewolucja czy rewolucja, 1975) dienten genau der Vertiefung dieses Wissens. Ab der Mitte der 70er Jahre erschienen Karpińskis Untersuchungen der gesellschaftlichen Konflikte in Volkspolen beim Literarischen Institut in Paris: „Kurzer Streit“ (Krótkie spięcie) über den März 1968, „Eine Portion Freiheit“ (Porcja wolności) über den Oktober 1956, „Das Komitee brennt“ (Płonie komitet) über die Ereignisse vom Dezember 1970 und vom Juni 1976 sowie „Eigenartiger Krieg“ (Dziwna wojna) über das Kriegsrecht.

Als wichtigstes Moment, um das diktatorische System zu schwächen, sah Karpiński die Selbstorganisation der Gesellschaft und das Aufrechterhalten von Forderungen nach Freiheit und Unabhängigkeit an, auch wenn diese zeitweilig als unrealistisch erscheinen mussten. Gleichzeitig unterstrich er die Notwendigkeit, den Druck auf die kommunistischen Machthaber mittels organisierter Strukturen auszuüben (wie zum Beispiel durch das Komitee zur Verteidigung der Arbeiter/KOR), um so die Einhaltung des Rechts und die Demokratisierung zu erzwingen.

Karpiński gehörte der Redaktion der unabhängigen Monatsschrift „Głos“ (Stimme) seit ihrer Gründung im Oktober 1977 an. Unter dem Pseudonym „Marek Tarniewski“ veröffentlichte er dort zahlreiche programmatische Artikel, zum Beispiel „Unabhängigkeit, Solidarität, Verständigung der Bürger“ (Niezależność, solidarność, porozumienia obywateli; in Nr. 1/1977). Die Redaktionssitzungen fanden in seiner Wohnung statt. Er arbeitete auch mit der ab Januar 1977 erscheinenden unabhängigen Literatur-Vierteljahresschrift „Zapis“ (Aufzeichnung) zusammen sowie mit der Vierteljahresschrift „Postęp“ (Fortschritt), die ab Juli 1977 herausgegeben wurde. Karpiński unterzeichnete die Gründungserklärung der Gesellschaft für Wissenschaftliche Kurse (Towarzystwo Kursów Naukowych; TKN) vom 22. Januar 1978. Im gleichen Jahr verteidigte er seine soziologische Dissertation. Im Juni 1978 konnte er mit einer privaten Einladung aus Polen ausreisen, ging aber tatsächlich mit einem wissenschaftlichen Stipendium an die London School of Economics.

Błażej Brzostek
Aus dem Polnischen von Markus Pieper und Wolfgang Templin
Letzte Aktualisierung: 11/15