Geschichte der polnischen Opposition

Nachdem die Rote Armee Polen im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Besatzung befreit hatte, geriet das Land 1944/45 in die sowjetische Einflusssphäre. Indirekt bestätigte dies die Konferenz der „Großen Drei“ in Jalta. Der Staat, der sich schon 1939 gegen den Aggressionskrieg Hitlers zur Wehr gesetzt hatte, sah sich am Ende dieses Krieges seiner Souveränität beraubt – mit einer Regierung von Stalins Gnaden. Der Zweite Weltkrieg bedeutete für Polen zudem eine Verschiebung nach Westen. Die Sowjetunion annektierte fast die Hälfte des polnischen Vorkriegsterritoriums, dafür erhielt Polen die bis dahin deutschen Gebiete östlich von Oder und Lausitzer Neiße sowie einen Teil Ostpreußens. Dies bestimmte auch das Verhältnis der polnischen Bevölkerung zur Nachkriegsrealität. Das durch den Verlust der Unabhängigkeit entstandene Gefühl der Niederlage führte bei einem Teil der Gesellschaft zu einem Gefühl der Resignation, zum Wunsch nach Anpassung, zur Suche nach positiven Aufgaben bei der Bewirtschaftung und Gestaltung der neuen Westgebiete. Bei anderen führte es zu radikaler Verweigerung und zur Hoffnung auf einen großen Wandel – und sei es auf Kosten eines Krieges zwischen dem Westen und der UdSSR. Diese Trennlinien prägten auch die damalige Opposition. (...)

Erinnerungskultur in Polen

Obwohl in Polen jahrzehntelang alle Formen von Widerstand massiv unterdrückt und Gewaltexzesse wie das Verbrechen von Katyń, die Vernichtung der Angehörigen des bewaffneten Untergrunds oder die blutige Niederschlagung der Proteste, Streiks und Unruhen tabuisiert worden sind, war auch vor 1989 die inoffizielle Erinnerung an die begangenen Verbrechen in der Bevölkerung lebendig geblieben. Aus dem Untergrund heraus organisierten Studenten, Künstler und Vertreter der Solidarność Gedenkaktionen, um die Opfer der Verbrechen in Erinnerung zu halten. (...)

Landeschronik Polen

28.06.1956

Ein Arbeiterstreik in den Posener Stalin-Werken weitet sich zu machtvollen Protestkundgebungen gegen das kommunistische Regime aus. Die Menge demoliert den Sitz der Woiwodschaftsleitung der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei und attackiert das Gefängnis sowie die Zentrale des Staatssicherheitsdienstes. Der Posener Aufstand wird vom Militär niedergeschlagen. Er fordert 57 Todesopfer und rund 250 Verletzte.

 

27.09.1956

Erste Gerichtsverhandlungen gegen Teilnehmer des Posener Aufstands im Juni 1956. Die höchste vom Woiwodschaftsgericht ausgesprochene Haftstrafe beträgt sechs Jahre. Am 22. Oktober wird infolge der vom VIII. Plenum des Zentralkomitees der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei beschlossenen Veränderungen in der Parteiführung das weitere gerichtliche Vorgehen gegen die Teilnehmer des Aufstands auf Eis gelegt.