Die legal erscheinende Monatsschrift „Konfrontacje“ (Konfrontationen) druckt ein am 15. Dezember 1987 aufgezeichnetes Interview mit Bronisław Geremek. Darin schlägt dieser den Herrschenden einen „Antikrisenpakt“ vor. Bedingung sei allerdings die Wiederherstellung des gesellschaftlichen und gewerkschaftlichen Pluralismus, wozu auch die Wiederzulassung der Solidarność gehört. Diese Konzeption steht im Einklang mit einer kurze Zeit zuvor verabschiedeten Erklärung des Landesexekutivausschusses, für den Bronisław Geremek als Berater tätig ist.

Gründung des öffentlich agierenden Regionalen Exekutivausschusses Oberschlesien-Dąbrowa der Solidarność. Den Vorsitz führt Henryk Sienkiewicz, seine Stellvertreter sind Michał Luty und Kazimierz Świtoń.

Zum Jahrestag der Ereignisse vom März 1968 finden in Krakau, Lublin, Warschau und Breslau Studentendemonstrationen statt, die von der Miliz auseinandergetrieben werden.

Streik in der Krakauer Lenin-Hütte. Die Streikenden fordern neben Lohnerhöhungen auch die Wiedereinstellung entlassener Solidarność-Aktivisten. An dem Streik beteiligen sich etwa 2.000 Personen.

Die Belegschaft der Hütte Stalowa Wola im Karpatenvorland verlangt in einem Streik unter anderem die Zulassung der Solidarność in ihrem Betrieb.

Die inhaftierten Vorsitzenden der Kämpfenden Solidarność, Kornel Morawiecki und Andrzej Kołodziej, werden durch einen Vorwand zum Verlassen Polens gedrängt. Die Behörden täuschten die beiden mit der Behauptung, Kołodziej sei an Krebs erkrankt und benötige eine ärztliche Behandlung in Rom, um zu überleben. Als Kornel Morawiecki danach am 4. Mai 1988 versucht, nach Polen zurückzukehren, wird er unmittelbar bei seiner Ankunft auf dem Warschauer Flughafen in ein Flugzeug nach Wien gesetzt und zurückgeschickt.

Wojciech Maziarski und Jacek Kuroń richten in Warschau einen Solidarność-Informationsservice ein, der zu einer wesentlichen Informationsquelle für die Opposition wird. Nur kurze Zeit später kann dank des Informationsaustausches zwischen Bürgerrechtlern in Polen, der Tschechoslowakei, Russland, Ungarn und Litauen die Osteuropäische Informationsagentur ins Leben gerufen werden.

In der Danziger Lenin-Werft bricht ein Streik aus.

Obwohl entsprechende Verhandlungen mit den zuständigen Behörden noch laufen, lösen Sondereinheiten der Miliz (ZOMO) am frühen Morgen einen Streik in der Krakauer Lenin-Hütte mit Gewalt auf. Viele Menschen werden geschlagen, verhaftet oder verlieren ihre Arbeit. Während der zwei folgenden Wochen wird die Hütte durch einen weiteren Streik lahmgelegt.

Sitzstreiks an Hochschuleinrichtungen in Warschau, Krakau und anderen Städten.

Zum Abschluss des Streiks in der Danziger Lenin-Werft demonstrieren die Teilnehmer gemeinsam mit Lech Wałęsa und ziehen durch die Stadt bis zur Brigittenkirche.

In der Krakauer Lenin-Hütte geht ein öffentlich agierendes Organisationskomitee der Solidarność daran, im Kombinat gewerkschaftliche Strukturen aufzubauen und denjenigen finanziell zu helfen, denen aufgrund ihrer Beteiligung am Streik die Löhne gekürzt worden waren. Auch in anderen Fabriken und Betrieben des Landes geht die Solidarność wieder in die Offensive.

Ein Streik im Kohlebergwerk „Manifest Lipcowy“ in Jastrzębie-Zdrój (Hauptforderung: Legalisierung der Solidarność) ist der Auftakt zu einer großen Streikwelle in Oberschlesien und darüber hinaus. Kurz darauf legen auch Belegschaften in Stettiner Betrieben die Arbeit nieder. Am 18. August formieren sich sowohl in der Grube „Manifest Lipcowy“ als auch in Stettin Überbetriebliche Streikkomitees (Międzyzakładowe Komitety Strajkowe).

Streiks in der Danziger Lenin-Werft (auch hier entsteht ein Überbetriebliches Streikkomitee) sowie in anderen Werften der Dreistadt, in den Posener Cegielski-Werken und in der Hütte Stalowa Wola. In mehreren Woiwodschaften protestieren die Menschen und fordern die Wiederzulassung der Solidarność.

I. Internationale Konferenz für Menschenrechte in der Maximilian-Kolbe-Kirche in Krakau-Mistrzejowice. Veranstaltet wird die Konferenz vom Interventions- und Rechtsstaatlichkeitsausschuss der Solidarność sowie von der Bewegung „Freiheit und Frieden“.

Nach mehrtägigen Vorbereitungen kommt es zu einer Begegnung zwischen Lech Wałęsa und Innenminister General Czesław Kiszczak. Als Bedingung für die Teilnahme an Gesprächen am Runden Tisch nennt Lech Wałęsa die Legalisierung der Solidarność.

Nach einer entsprechenden Zusage von Lech Wałęsa ruft das Überbetriebliche Streikkomitee zu einem Ende der Streiks auf, um die Verhandlungen mit der Regierung nicht zu gefährden.

Vertrauliches Treffen von Vertretern der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei, der Kirche und der Solidarność in einem Gästehaus des Innenministeriums in dem unweit von Warschau gelegenen Ort Magdalenka. Thema sind mögliche Verhandlungen an einem Runden Tisch. Eine grundsätzliche Streitfrage ist die Wiederzulassung der Solidarność. Während der nächsten Gesprächsrunden werden jedoch weitere Hindernisse deutlich – unter anderen die fortgesetzten Repressionen gegen die Teilnehmer an den Streiks der letzten Zeit, die Infragestellung des bereits abgestimmten Programms durch die Regierung, die Weigerung der Regierungsseite, in der Oppositionsdelegation Mitglieder wie Jacek Kuroń und Adam Michnik zu akzeptieren. Mitte Oktober geraten die Gespräche in eine Sackgasse.

Die Regierung beschließt die Stilllegung der Danziger Werft. Die Gespräche zwischen Staatsführung und Opposition werden daraufhin auf Eis gelegt.

Die britische Premierministerin Margaret Thatcher trifft sich während eines Besuches in Danzig mit Lech Wałęsa und anderen Oppositionsvertretern.

Zum ersten Mal seit Einführung des Kriegsrechts kommt die Opposition in den staatlichen Massenmedien zu Wort. Das Fernsehen überträgt live eine Debatte zwischen Lech Wałęsa und dem Vorsitzenden des offiziellen Gewerkschaftsverbandes, Alfred Miodowicz. Für die Mehrheit der Zuschauer hat Lech Wałęsa in dieser Diskussion klar gesiegt.

Auf Einladung des französischen Staatspräsidenten François Mitterand nimmt Lech Wałęsa an den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der Unterzeichnung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in Paris teil.

In Danzig findet der I. Kongress der Liberalen statt, an dem sowohl legale Organisationen teilnehmen als auch solche, die von der Staatsmacht nicht anerkannt sind. Am 24. Februar 1989 wird der Antrag auf Registrierung der Danziger sozial-ökonomischen Gesellschaft „Kongress der Liberalen“ (Kongres Liberałów) gestellt. Im vorläufigen Vorstand sind Tadeusz Aziewicz, Jan Krzysztof Bielecki, Andrzej Ereciński, Janusz Lewandowski, Lech Mażewski, Mirosław Mironowicz, Donald Tusk und Andrzej Zarębski vertreten.

In Warschau konstituiert sich das Bürgerkomitee beim Vorsitzenden der Solidarność. Es vereint die Unterzeichner der Erklärung vom 31. Mai 1987 und die Teilnehmer späterer, von Lech Wałęsa anberaumter Konsultationsrunden (insgesamt 135 Personen). Es werden 15 Ausschüsse und deren Vorsitzende gewählt, um die Gespräche am Runden Tisch vorzubereiten.