1968 war er Vertrauensmann im Prozess gegen den Poeten Janusz Szpotański, der die politisch-satirische Oper „Die Stillen und die Plappernden“ (Cisi i gęgacze) geschrieben hatte.

Am 29. Februar 1968 trat Kisielewski auf einer Versammlung der Warschauer Sektion des Schriftstellerverbandes auf, die anlässlich des Aufführungsverbots des Dramas „Totenfeier“ (Dziady) von Adam Mickiewicz in der Regie von Kazimierz Dejmek im Warschauer Nationaltheater stattfand. Er sprach über die Verfälschung der polnischen Kultur und Geschichte und über die Allmacht der Zensur. Die Machtausübung der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei bezeichnete er als „Diktatur von Dunkelmännern“. Am 11. März wurde er – vermutlich als Reaktion auf seine Rede – auf der Straße brutal zusammengeschlagen.

Kisielewskis Erzählungen, in denen er die Mechanismen der Machtausübung, die Unterdrückung und das volkspolnische Alltagsleben beschrieb, erschienen im Literarischen Institut (Instytut Literacki) in Paris unter dem Pseudonym „Tomasz Staliński“; dies waren: 1967 „Von oben gesehen“ (Widziane z góry), 1971 „Schatten in der Höhle“ (Cienie w pieczarze), 1972 „Winterromanze“ (Romans zimowy), 1974 „Untersuchung“ (Śledstwo), 1976 „Menschen im Aquarium“ (Ludzie w akwarium) und andere.

Ab 1971 publizierte Kisielewski erneut Feuilletons im „Tygodnik Powszechny“, in denen er die Paradoxien des Sozialismus beschrieb. Als er von den staatlichen Massenmedien verunglimpft wurde und keine Möglichkeit hatte, sich direkt gegen die Angriffe der Presse zu wehren, veröffentlichte Kisielewski im „Tygodnik Powszechny“ unter der Überschrift „Meine Typen“ (Moje typy) Namenslisten derjenigen Journalisten, die sich besonders um die Parteipropaganda verdient gemacht hatten.

Er war Unterzeichner des Briefes der 59 an den Sejm vom Dezember 1975, der gegen geplante Verfassungsänderungen protestierte und die Ziele der Opposition beschrieb. Im Juni 1976 unterschrieb er eine Erklärung von 14 Intellektuellen zu den gegen die Preiserhöhungen gerichteten Arbeiterproteste.

1977 wurde er zusammen mit dem Parteirenegaten Władysław Bieńkowski und dem Schriftsteller Andrzej Kijowski Mitglied einer dreiköpfigen Bürgerkommission beim Komitee zur Verteidigung der Arbeiter (Komitet Obrony Robotników; KOR), die die Finanzen des Komitees kontrollieren sollte.

Ab der zweiten Hälfte der 70er Jahre publizierte Kisielewski in verschiedenen unabhängigen Zeitungen, unter anderem in „Zapis“ (Aufzeichnung), „Biuletyn Informacyjny“ (Informationsbulletin), „Res Publica“, „Głos“ (Stimme), „Spotkania“ (Begegnungen), „Krytyka“ (Kritik), „Bratniak“ (Brüderbund). Seine von der Zensur verbotenen Feuilleton-Artikel veröffentlichte er unter seinem richtigen Namen auch in der Pariser Exilzeitschrift „Kultura“ (Kultur). 1978 gab er in der Schweiz auf Deutsch die Broschüre „Polen – oder die Herrschaft der Dilettanten“ heraus.

Die Entstehung der Solidarność betrachtete Kisielewski mit großer Hoffnung, war aber kein kritikloser Anhänger dieser unabhängigen und selbstverwalteten Gewerkschaft. Er schrieb einmal, dass man hier den Marxismus „rieche“ und kritisierte die Solidarność dafür, dass sie statt die Wirtschaft zu reformieren zu viel Gewicht auf ihre inneren Probleme lege.

Zbigniew Romek
Aus dem Polnischen von Markus Pieper und Wolfgang Templin
Letzte Aktualisierung: 11/15